-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
DAS WESEN
DES GEWITTERS
- Fakten und Erfahrungen mit den elektrischen Monstern
-
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Namargon ist der Blitzgott
der australischen Ureinwohner, der Aborigines. Sie
sagen über ihn: "Wenn er einen Baum sieht,
kann er ihn spalten. Wir können das mit unseren
Werkzeugen nicht."
Gewitter beschäftigen den Menschen weltweit
seit Urzeiten. Vieles konnten sich die Menschen
nicht erklären und auch heute noch liegt in
der Blitzforschung einiges im Dunkeln. Dennoch trugen
Forscher seit Benjamin Franklin so viele Fakten
und Theorien zusammen, daß wir heute damit
das Phänomen Gewitter recht schlüssig
erklären können. Genau diesen Zweck hat
auch der folgende Essay, mit dem ich interessierten
Gewitterfans einen kurzen Abriss über die momentanen
Erkenntnisse und Theorien in der Gewitterforschung
geben möchte.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{THERMIK:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Sie bildet die Grundlage für die Entstehung
von Gewittern um Sommer. Thermik benötigt bestimmte
Auslösetemperaturen, die von Luftfeuchte, Gelände
und Sonneneinstrahlung bzw. Globalstrahlung abhängen.
Setzt nun die Thermik ein, steigen großflächig
erwärmte Luftmassen vom Boden bis zum Taupunkt
(Wolkenbasis) auf. Die Steiggeschwindigkeiten können
hierbei bis zu 10m/Sekunde erreichen. Bedingt durch
die sinkenden Temperaturen mit zunehmender Höhe
beginnt die Kondensation der mitgeführten Luftfeuchte
des Aufwindes. Ist zu wenig Luftfeuchte enthalten,
und kondensieren keine Wolken am Taupunkt, so spricht
man von Blauthermik, ansonsten von Wolkenthermik.
Durch die Kondensation am Taupunkt wird zusätzlich
Kondensationswärme frei, so daß oberhalb
des Taupunktes in den Wolken, also direkt unter
der Basis, die stärksten Aufwinde gemessen
wurden (bis zu 50 Meter/Sekunde vertikal aufwärts).
Über den Bergen setzt Thermik und Wolkenbildung
meist sehr früh ein, da durch den Neigungswinkel
des Geländes die Auslösen schnell erreicht
werden.So gibt es dort noch thermische Wolken im
November zu beobachten, wenn in der Ebene der Einfallswinkel
der Sonne schon zu flach ist, um Thermik auszulösen.
Gut zu beobachten sind diese beiden Dinge bei Kaltfrontgewittern
im Sommer. Hierbei tritt oft eine Boeenwalze auf,
die von einer Druckwelle mit heftigen Sturmboeen
begleitet wird. An der Unterseite der oft bedrohlich
wirkenden Boeenwalze kann man dabei mit freiem Auge
beobachten, wie sich in Sekunden aus klarer Luft
dunkelgraue Wolkenfetzen bilden und dabei schnell
in die Wolke gesogen werden. Bei diesen Gewittern
bricht in Bodennähe kältere Luft mit Sturmstärke
herein, während diese wie ein Keil die warme
Luft davor nach oben treibt (Hebung).
In diesen Hebungsbereichen ist das Frontensegeln
möglich. Der Segelflieger muß dabei aber
aufpassen, daß er nicht in das schnell ziehende,
nachfolgende Gewitter gesogen wird, da die Tragflächen
den extremen Auf- und Fallwinden von bis zu 180
km/h im Gewitter nicht standhalten könnten.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{DIE GEWITTERWOLKE:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bei uns reichen Gewitterwolken maximal bis in Flugfläche
420 (entspricht 42000 Fuß =ca. 13000m). Dies
enspricht der gesamten Höhe der Troposphäre,
also der Atmosphärenschicht, in der sich das
gesamte Wettergeschehen abspielt. Damit eine einzige
Wolke diese ganze Schicht durchmessen kann, dürfen
sich in ihr keine Sperrschichten (Inversionen) befinden,
so wie dies z.B bei Hochnebellagen im Winter der
Fall ist. Die Atmosphäre muß also hochreichend
labil sein, damit Cumulonimben (CB's) entstehen
können, dies sind die größten und
eindrucksvollsten Teile der Gewitterwolken.
Zu beachten ist auch, daß die höchstmögliche
Nullgradgrenze an heißen Tagen bei 15000 Fuß
liegt, also in ca. 4500 Metern Höhe über
Grund. Dies würde bedeuten, daß die Wolke
oberhalb dieses Niveaus vollkommen aus Eis bestehen
würde. Tatsächlich gehen die Cumuluswolken
aber erst ab einer Höhe von 7 bis 10 Km in
Vereisung über. Das liegt daran, daß
die Wassertröpfchen erst ab einer Umgebungstemperatur
von unter minus 15 Grad gefrieren. Bis dahin bleiben
sie flüssig, sind nur unterkühlt und geben
der Wolke ihr blumenkohlartiges Aussehen. Vereist
die Wolke, so verliert sie rasch die scharfen Umrisse
und sieht zunehmend faserig und zerfranst aus, so
wie der obere Teil der Wolke, der sogenannte Amboß.
Dieser besteht ganz aus Eiskristallen und Graupelkörnern
und dringt bis zur unüberwindlichen Sperrschicht,
der Tropopause vor, und bildet an deren Unterseite
das fast ebene, abgeflachte Gipfelplateau der Gewitterwolke.
Darüber beginnt die Stratosphäre, in die
nur Atompilze und Aschewolken von Vulkanausbrüchen
vordringen können. Die Temperatur im Bereich
des Ambosses kann bis unter minus 60 Grad betragen.
Die Höhe der Tropopause und damit der Gewitter
hängt zudem von der Jahreszeit ab. So reichen
Wintergewitter selten höher als 8 km.
Die Zugrichtung von Gewittern läßt sich
fast nie vom Bodenwind her bestimmen. Sie hängt
vielmehr von den Höhenwinden ab. Hierbei sind
die Jetstreams oder Strahlströme von großer
Bedeutung. Sie drücken den Wolkenturm schon
bei Aufsteigen zur Seite oder driften den Amboß
oft hunderte Kilometer vom eigentlichen Gewitterherd
ab. Dadurch werden oft große Landstriche durch
den abgewehten Nimbus abgeschirmt, so daß
die Thermik in diesen Gebieten zum Erliegen kommt
und sich daran beteiligte Wärmegewitter von
alleine auslöschen. Zudem ist hier oft der
eigentliche Gewitterherd nicht mehr auszumachen,
da aus den alten Ambossen meist noch Regen fällt
und der Himmel gleichförmig graublau erscheint.
Die Zugrichtung kann jedoch auch von Lokalwindsystemen
bestimmt werden (bei Wärmegewittern) wie z.
B. vom typischen Südostwind hier im Gäuboden
bei sommerlichem Hochdruck. Die Strahlströme
kommen in unseren Breiten gewöhnlich aus westlicher
oder nördlicher Richtung und können bis
zu 400 km/h schnell sein.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{GEWITTERARTEN:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Front-,
Wärme- und Reibungsgewittern. Wärmegewitter
können lokal heftig sein, sind aber eben lokal
begrenzt. Sie bewegen sich meist langsam und lösen
sich nachts auf. Dies ist auch so, wenn sich mehrere
Wärmegewitter über Bergrücken zu
längeren Gewitterclustern vereinigen.
Frontgewitter treten im Sommer bei Kaltfrontdurchgängen
auf. Sie kommen schnell voran, sind organisiert
(zusammenhängend) und können hunderte
Kilometer lang sein. Diese Gewitterlinien toben
oft stundenlang über weiten Gebieten und werden
oft von Boeenwalzen, Hagel und Sturmboeen begleitet.
Reibungsgewitter sind eine Art von Frontgewittern
bei winterlichen Kaltfronten. Sie werden von extremem
Schneefall begleitet (Blizzards), der oft sturmartig
verstärkt auftritt. Die Elektrizität wird
dabei durch Reibung der Schneekristalle aneinander
erzeugt. Diese entlädt sich oft mit einem einzigen,
gewaltigen Blitz, der sehr oft einschlägt und
Schaden anrichtet.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{NIEDERSCHLAGSFORMEN:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Gewitter werden von Niederschlägen unterschiedlicher
Form begleitet. Gewöhlich beginnt es mit sehr
großen Tropfen, die rasch zum Wolkenbruch
anschwellen. Dieser kann bei Frontgewittern (FG's)
stundenlang anhalten und auch Graupelkörner
mitführen. Nach Abklingen des Wolkenbruchs
fällt oft noch leichter Landregen aus den inaktiveren
Zonen des Amboß, auch wenn durch diesen schon
wieder die Sonne zu sehen ist. Im Frühjahr
kann anstelle des Wolkenbruchs auch ein starker
Graupelschauer treten. Manchmal, vor allem bei FG's,
und wenn wenig Kondensationskerne zur Verfügung
stehen, kann sich aber auch der gefürchtete
Hagel in der Gewitterwolke entwickeln. Er entsteht,
wenn Graupelkörner aus dem Amboß absinken
und in flüssige Schichten der Wolke gelangen,
wo Regentropfen an das Korn anfrieren. Nach mehrmaligem
Aufsteigen und Absinken und Anlagerung weiterer
Eisschichten hat das Hagelkorn nun taubenei- bis
golfballgroße Abmessungen erreicht und fällt
aus der Wolke, da es die aufsteigenden Winde nicht
mehr in der Schwebe halten können. Die Gewitterboeen
entstehen, wenn in einem Teil der Wolke der Aufwind
plötzlich zum Stillstand kommt (z.B. durch
fehlende Thermik), der unter Umständen Kubikkilometer
mit Regentropfen beladener Luft nach oben gerissen
hat. Dadurch fallen ganze Abschnitte der Wolke in
sich zusammen und kommen am Boden als besonders
heftiger Wolkenbruch an. Die Hagelbildung bekämpft
man neuerdings durch das Verbrennen von Silberjodid
in den Wolken durch Hagelflieger. Dadurch bilden
sich Milliarden von Kondensationskernen. Daran soll
die Luftfeuchte kondensieren und abregnen, bevor
sie als Graupel in höhere Teile der Wolke steigen
würde.
Gewitter betätigen sich außerdem als
großflächige Düngemittelverteiler.
Denn da Blitze bis zu 30000 Grad heiß sind,
verbrennt in ihrer Umgebung der Luftstickstoff zu
Stickstoffoxid (N02) welches sich sofort mit dem
Wasser der Wolken verbindet und als flüssiger
Stickstoffdünger tonnenweise die Landschaft
mit dem Regen düngt, jährlich sind dies
geschätzte 20 Millionen Tonnen weltweit.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{DAS "WESEN" GEWITTER:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bei Gewittern stellt der scharfsinnige Beobachter
zuweilen so etwas wie "Persönlichkeiten"
fest. So gibt es sanfte, gutmütige Individuen,
die nur ab und zu mit Wolkenblitzen die Nacht erhellen
und gestressten Mitbürgern ihren Schlaf gönnen.
Dann gibt es die normalen mit Boden-Luft-Blitzen
so alle 10 Sekunden.
Außerdem noch die hyperaktiven mit 60 Blitzen
und mehr aller Arten in der Minute.
Und dann sind da noch die gefährlichsten Gewitter,
nämlich die alternden Nachtgewitter. Sie beginnen
mit Wetterleuchten in der Ferne ohne Donner und
schon früh einsetzendem, leichten und beruhigendem
Landregen. Die Blitze erscheinen alle 5 bis 15 Minuten,
der Donner kommt dabei jedesmal näher, ist
laut, bedrohlich und bebend (für Kenner ein
Indiz eines Einschlages). Spätestens jetzt
ist es um die Ruhe des erfahrenen Gewitterfreaks
getan. Er weiß genau, daß das Zentrum
des Gewitters seit dem letzten Blitz weiter in seine
Richtung gezogen ist und nun vielleicht direkt über
ihm liegt, und somit der nächste Blitz einen
wahrscheinlichen Einschlag in der Nähe zur
Folge hat. Doch der Akku lädt sich gerade noch
auf und alles ist scheinbar ruhig und friedlich
draußen, man könnte fast einschlafen,
während man dem trügerischen Rauschen
des Regens lauscht und hofft, daß das Zentrum
doch schon weitergezogen ist.
Diese Zeilen beschreiben die bedrohliche Stimmung
solcher Gewitter, so meine ich, recht treffend,
denn ein Gewitter läßt keinen bei der
Wahl des Einschlagsortes mitbestimmen und so bleibt
einem nur das Warten in Ungewißheit.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{DIE BLITZENSTEHUNG UND DER DONNER:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Blitze brauchen eine elektrische Ladung, die räumlich
getrennt voneinander in Form positiv und negativ
geladener Teilchen gleichzeitig existieren muß,
um entstehen zu können. Diese Ladungen entstehen
in der Wolke durch die genannten Auf- und Fallwinde,
die die Wassertröpfchen, die Eiskristalle und
die Graupelkörner sich ständig aneinander
reiben und kollidieren lassen. Dabei laden sich
diese statisch auf. Jeder Regentropfen ist also
ein potentieller Ladungsträger für den
Blitz. Dabei muß man sich die Gewitterwolke
als große Batterie mit Plus- und Minuspol
vorstellen. Die positiven Ladungen verteilen sich
mit den Eiskristallen im Amboß des Gewitters,
die negativen sammeln sich dagegen an der Unterseite
der Wolke.
Damit ist die Entstehung von Blitzen innerhalb der
Wolke geklärt. Nun ist es aber so, saß
die Erde und alles, was mit ihr Kontakt hat, positiv
geladen ist und so zur Wolkenbasis wie ein Gegenpol
wirkt. Dadurch erst könne Blitze zwischen Boden
und Wolke entstehen. Man hat herausgefunden, daß
selbst bei wolkenlosem Himmel Erde und Himmel in
einem ständigem Spannungszustand zueinander
stehen. Daraus könnte man sich eventuell die
Blitze aus heiterem Himmel erklären, von denen
man immer wieder hört.
Mögliche Gebiete, in denen sich Blitze bilden
können, sind demnach das Gebiet in der Wolke
zwischen Amboß und Basis (Wolkenblitze), zwischen
Wolkenbasis und Bodenobjekten (Cloud-to-ground-lightning),
und auch noch zwischen Amboß und Boden. Dabei
ist die Wolkenbasis sowohl Ziel als auch zweiter
Startpunkt für den aus dem Amboß kommenden
Blitz. Dies sind meist sehr starke Blitze, da sich
die gesamte Wolke über sie entlädt.
Blitze nehmen ihren Anfang in einem der beiden geladenen
Bereiche der Wolke nach einem der Wissenschaft noch
nicht bekannten Signal. Bekannt ist aber, daß
sich nun eine weitere unsichtbare Vorentladung,
bestehend aus einem dünnen Strom aus Elektronen,
seinen Weg sucht. Dabei hält sie jede tausendstel
Sekunde inne, und ändert die Richtung eher
zufällig, bis sie, im Falle eines Linienblitzes,
nur noch 10 bis 100 Meter von Bodenobjekten entfernt
ist. Sogleich veranlasst der durch die nahe Vorentladung
bedingte Überfluß an Elektronen in der
Luft mehrere Objekte am Boden zur Aussendung von
bläulich leuchtenden Plasmagebilden, die in
Richtung der unsichtbaren Vorentladung zeigen und
dorthin wachsen.
Diese Ladungsstäbe sind für wenige Augenblicke
sichtbar und sind ein ähnliches Phänomen
wie das Elmsfeuer oder die Büschelentladung
bei Gewittern an Metallgegenständen, die hoch
aufragen.
Doch Vorsicht: Solltest Du einen solchen Plasmastab
einmal zufällig während eines Gewitters
beobachten, so herrscht schon Alarmstufe ROT , den
ein Einschlag steht unmittelbar bevor. In diesem
Fall sofort Deckung suchen.
Beginnt man selbst einen solchen Plasmastab auszusenden,
merkt man das daran, daß es einem die Haare
sträubt oder es an den Ohren oder an Schmuck
zu knistern bzw. zu funken beginnt. Golfspieler
berichteten auch schon davon, daß sie unmittelbar
vor dem Einschlag mehrere Zentimeter über dem
Boden schwebten. In solch einem Fall ist auf alle
Fälle höchste Gefahr und man soll augenblicklich
in die Hocke gehen und Schutz suchen.
Es erreicht nun aber nur derjenige Plasmastab die
Vorentladung in der Luft, welcher ihr schon ursprünglich
am nächsten war. Der Einschlagsort hängt
also davon ab, wo die Vorentladung in der Luft Halt
macht und welche Objekte sich dann in ihrer Nähe
befinden. Sobald der Plasmastab die Vorentladung
erreicht hat, fließen die Elektronen als elektrischer,
hochfrequenter Wechselstrom mit grellem Licht über
das Objekt zum Boden. So schießt der Blitz
genaugenommen von unten nach oben in die Wolke,
zumindest der Teil, den wir wahrnehmen können.
Er leitet, oft sichtbar in Form von unterschiedlich
hellem Zucken und Oszillieren die verschieden stark
aufgeladenen Zonen der Wolke zum Boden ab. Der Blitzschlag
dauert dabei höchstens 1/50 Sekunde, kommt
uns aber wegen der Helligkeit länger vor. Dabei
können Stromstärken bis 400'000 Ampere
und Spannungen von einigen hundert Millionen Volt
auftreten.
Blitze können bis zu 50 km lang werden und
sind nur wenige Millimeter dick, wobei die Glimmzone,
also der Bereich, in dem die Luft quasi brennt,
mehrere Meter betragen kann. Außerdem senden
sie Radiowellen (Shoeman-Resonance) mit einer Frequenz
von 8 Hertz aus, die weltweit mit entsprechenden
Geräten empfangen werden können, also
quasi ein "Gewitterradio". Dadurch sind
Rückschlüsse auf die Gewitterzahl und
damit auf die Temperatur der Erde möglich.
Der Donner entsteht durch die explosionsartige Ausdehnung
der Luft in der Glimmzone des Blitzkanals. Dabei
übersteigt die Ausdehnungsgeschwindigkeit die
Schallgeschwindigkeit und wie hören den Überschallknall
als Donnergrollen. Mit Hilfe der Formel "Zahl
der Sekunden vom Aufleuchten des Blitzes bis zum
Donner geteilt durch 3 ergibt die Entfernung des
Gewitters in Kilometern" ist es möglich,
die Zugrichtung und -geschwindigkeit zu ermitteln.
Erfahrene Gewitterfans können darüberhinaus
vom Klang des Donners auf die Blitzart schließen.
Donner, die mäßig laut beginnen, scheinbar
von oben nach unten zu laufen scheinen, wobei dies
auch in geschlossenen Räumen zu hören
ist, und mit einem tiefen, dem Infraschall ähnlichen,
dröhnenden und bebendem Grollen enden, das
oft Fenstertafeln und Geschirr zum Klirren bringt,
sind das Ergebnis eines Cloud-to-ground-lightning-stroke,
also eines Einschlages eines Wolke-Boden-Blitzes,
der hoch in den Wolken begonnen hat.
Und doch: ca. 70 % aller Blitze zucken lautlos über
den Himmel, wie Wissenschaftler herausfanden, so
die Fernsehwoche im August.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{DER EINSCHLAG:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Blitzschlag bei Bäumen führt bei starken
Entladungen zur völligen Zersplitterung des
Stammes, wobei Splitter von der Größe
eines Spans bis zu meterlangen Stücken weit
fortgesprengt werden können und dadurch eine
tödliche Gefahr für Personen in diesem
Bereich darstellen. Normalerweise kommt es jeoch
nur zur Bildung von sogenannten Blitzrinnen im Rinden-
und Splintgürtel des Baumes. Diese werden meist
schnell vom Baum überwallt, können aber
insbesondere außerhalb der Saftruhe zu großflächigen
Rindenablösungen und damit zum Absterben des
Baumes führen.
Ist die Rindenoberfläche bei nassen Gewittern
durchgehend benetzt, so kann der Blitz auf der Rinde
in den Boden abfahren, ohne daß sichtbare
Spuren festzustellen sind. Dies ist z.B. bei Birken
oft der Fall. Sind Teile der Rinde jedoch trocken,
fährt der Blitzstrahl in das nässere Holz
darunter und läßt durch seine Hitze die
Feuchtigkeit explosionsartig verkochen, wodurch
der Baum regelrecht gesprengt wird. Hierbei erklärt
die Entstehung des Blitzes, daß zuweilen auch
niedrige, junge, von großen Bäumen umstandene
Exemplare getroffen werden.
Bei Blitzeinschlägen in Gebäude differenziert
man zwischen den kalten Schlägen und Blitzen,
die zünden. Kalte Schläge sind extrem
kurze Entladungen, die elektrische Anlagen zerstören
oder Gebäudeteile bombenartig zerstören,
wie z.B. die bekannten Kaminsprengungen. Zündende
Blitze ziehen meist gefährliche Brände
nach sich, weil durch die relativ lang andauernde
Hitzeeinwirkung (1/50 Sekunde bei 30'000 Grad) sofort
alles Brennbare in Flammen steht.
Erreicht der Blitz den Boden, so ist sein kurzes
Leben damit meist beendet. Es sei denn, es liegen
Metallleitungen oder Wasseradern im Untergrund.
Dann durchdringen sie den Boden und bilden, vor
allem bei sandigem Boden, sogenannte Fulgorite,
glasartige hohle Röhren, die selbst wie ein
erstarrter Blitz aussehen, und schlagen dann unterirdisch
in das Zielobjekt ein.
Schlägt der Blitz in einen Menschen ein, erleidet
dieser meist schwere Verbrennungen, da er ja als
Verbindungsstück zwischen Blitz und Boden dieselbe
Rolle wie ein Glühfaden in einer Glühbirne
hat. Der elektrische Widerstand erwärmt ihn.
Zusätzlich können noch Blindheit durch
das grelle Blitzlicht, Hirnschäden sowie Gehörschäden
durch den Überschallknall die Folge sein. 50
Prozent der Getroffenen sind sofort tot. Menschen
werden durch den Luftdruck zudem oft meterweit vom
Standort weggeschleudert.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{BLITZSCHUTZMASSNAHMEN:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
DER beste Schutz vor Gewittern ist, sie zu (er-)kennen,
und sich beim ersten Donner eine sichere Unterkunft
zu suchen. Hört man erst einmal den Donner
des Blitzes, ist man längst in der Gefahrenzone.
Als Faustregel gilt aber, sich in geschlossene Gebäude
zu begeben, wenn das Gewitter weniger als ca. 7
km entfernt ist, also man zwischen Blitz und Donner
21 Sekunden oder weniger zählt.
Am sichersten ist man vor Blitzen in Autos geschützt,
da diese wie ein Fahradayscher Käfig wirken.
In Häusern sollte man sich vor Fenstern, Öfen
und Kaminen fernhalten. Auch ist tunlichst das Telefonieren
und Duschen zu unterlassen.
Im Freien meidet man natürlich erhöhte
Geländepunkte, ebenso wie feuchte Mulden und
Gräben und geht stattdessen in die Hocke (Knöchel
müssen sich berühren!) oder legt sich
flach auf den Boden, wobei letzteres mit Vorsicht
zu geniessen ist, da bei einem Einschlag in der
Nähe gefährliche Differenzströme
durch den Körper fließen würden,
die durch den entfernungsbedingten Rückgang
der Spannung im Erdboden um den Einschlagsort bedingt
wären.
In Waldgebieten sind Waldränder und große,
sowie einzeln stehende Bäume zu meiden und
unter Jungschonungen und Steinhaufen Schutzmöglichkeiten
zu suchen. Daran denken, daß von Bäumen
Blitze meterweit durch die Luft zu einem überspringen
können, also entsprechend Abstand halten. Auch
droht Gefahr durch geschossartig herumfliegende
Holzsplitter von getroffenen Bäumen.
Empfehlenswert sind zudem Blitzableiter. Neue Entwicklungen
verwenden Rötgenstrahlen, die die Luft um den
Blitzableiter ionisieren und damit aufladen, um
eine größere Anziehungswirkung auf umliegende
Vorentladungen auszuüben. Trotzdem kann der
Blitz immer noch in ungeschützte Hausbereiche
wie Dachrinnenecken oder Antennen einschlagen -
eine Folge der Blitzentstehungcharakteristik. Ein
natürlicher Blitzentschärfer ist weiters
auch der Regen. Fällt er erst einmal in großen
Mengen, geht dem Gewitter schnell die Energie aus,
denn jeder Regentropfen entzieht dem Gewitter eine
Ladungseinheit, die nicht mehr zur Blitzbildung
verwendet werden kann.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
{BLITZSONDERFORMEN:}
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Diese seltenen Erscheinungen, die nur wenige Menschen
jemals zu Gesicht bekommen, sind die Blue Jets und
die Red Sprights. Ihre Enstehung ist der Wissenschaft
noch unerklärlich, dennoch gibt es Filmdokumente,
die deren Existenz beweisen. Beide Phänomene
sind nur bei Nacht aus dem Flugzeug zu beobachten,
da sie sich über der tellerförmigen Scheibe
des Amboß abspielen. Red Sprights sind rot
leuchtende, breite und büschelartig nach oben
schießende Entladungen, die am Schluß
eines sehr starken Blitzes aus der Gewitterwolke
rasen. Einmal kam ein solcher Spright (=Kobold)
schon dem Space Shuttle gefährlich nahe, er
kann folglich die gesamte Atmosphäre der Erde
(mehrere hundert Kilometer) durchdringen. Blue Jets
gehen ebenfalls aus starken Blitzen hervor, sind
aber schmaler und haben ein springbrunnenartiges,
bläuliches Aussehen. Man vermutet, daß
man auch von der Erde zumindest starke Red Sprights
beobachten kann, wenn das Gewitter ca. 200 km vom
eigenen Standort entfernt tobt. Denn durch die Erdkrümmung
schaut man quasi parallel zum Amboß des entfernten
Gewitters und kann das rötliche Leuchten in
der Atmosphäre darüber warnehmen.
Der objektiv informierte Gewitterfan wird außerdem
die Existenz eines dritten Phänomens nicht
anzweifeln: der Kugelblitz.
Schon aus dem Mittelalter sind Berichte über
Feuer- und Donnerkugeln bekannt, die bei Gewittern
plötzlich auftauchen und Angst und Schrecken
verbreiten. Heute findet man auch in seriösen
Zeitungen über diese Erscheinung gesicherte
Fallbeschreibungen von Kugelblitzsichtungen aus
aller Welt. Von Augenzeugenberichten sind folgende
Fakten über sie bekannt: sie erreichen Durchmesser
von 2 bis 150 cm, bewegen sich frei und auch gegen
den Wind in der Luft, können sämtliche
Materialien durchdringen, ohne Spuren zu hinterlassen
(auch Gardinen), verbreiten Schwefel- und Ozongeruch
und geben knisternde oder knackende Geräusche
von sich, sind fähig, geradeaus auf Drähten
oder Kabeln zu rollen, jedoch nicht um Kurven, und
explodieren gerne an Metallgegenständen oder
Elektrogeräten. Übergriffe auf Menschen
sind selten, Tote gab es noch nie. Kugelblitze können
überdies jede erdenkliche Farbe annehmen und
im Bedarfsfalle sogar ihre Form (z.B um durch ein
Schlüsselloch zu gelangen) ändern.
Auch berichteten Personen, daß sie durch die
Anwesenheit des Kugelblitzes aufgeladen wurden und
ihnen die Haare knisternd zu Berge standen. Enstehen
sollen sie durch sehr starke, übereinandergelagerte
Mikrowellen, so wie sie bei Blitzen entstehen. Dies
wurde auch schon durch japanische Wissenschaftler
bestätigt, die mit der gleichen Methode tatsächlich
Kugelblitze herstellen konnten. KB's sollen aus
leuchtenden (glühenden) Gasgemischen bestehen,
die innerhalb der Kugel voneinander isoliert sind.
Ich erlaube mir hierzu einen Artikel der PZ abzutippen:
"London. Ein britischer Chemiker hat das alte
Rätsel um den Kugelblitz gelöst.
Kugelblitze kommen nicht nur durch geöffnete
Fenster oder Wohnzimmer, sie durchqueren sogar Wände,
ohne Löcher hineinzubrennen. Nach manchmal
minutenlangem Umherrollen auf dem Fußboden
lösen sie sich mit einem lauten Knall auf;
nur selten wird von einem lautlosen Verschwinden
berichtet. Die exotischen Eigenschaften der Feuerkugeln
- in verschiedenen Berichten werden sie als rot,
blau, grün oder einfach weiß leuchtend
beschrieben - ließen lange Zeit machen Wissenschaftler
an ihrer Existenz zweifeln.
Ein Grund für die wissenschaftliche Skepsis
ist, daß Kugelblitze sich bisher nicht befriedigend
erklären lassen - es existieren lediglich mehr
oder weniger gute Hypothesen. Einen neuen Erklärungsversuch
bietet nun David Turner an, Chemiker der Universität
von Bristol in England. Nach Turners Meinung ist
ein Kugelblitz wie eine Zwiebel aufgebaut: aus mehreren
Schalen, in denen jeweils ganz bestimmte physikalische
und chemische Reaktionen ablaufen. Brian Burrows,
ein Oxford-Physiker, bescheinigt David Turner im
britischen Wissenschaftsmagazin "New Scientist"
immerhin: "Die Erklärung ist die beste,
die ich bis jetzt gehört habe."
Nach Turners Zwiebelmodell befindet sich im Inneren
der Kugel ein mehrere tausend Grad heißes
Gas, wodurch sie leuchtet. In ihren äußeren
Schichten aber ist die Kugel relativ kalt - ein
Effekt, der mit dem komplizierten Wechselspiel von
kondensierendem und verdampfendem Wasser erklärt
wird. Zwischen Kern und äußerer Schale
liegen Zonen, in denen ioniserte Gasmoleküle
miteinander reagieren.
Der experimentelle Nachweis von Kugelblitzen gelang
vor zwei Jahren zwei japanischen Physikern. Sie
brachten Mikrowellen von hoher Energie zur Überlagerung,
so daß sich in Luft normaler Zusammensetzung
Kugelblitze bildeten. Die künstlich erzeugten
Kugelblitze hatten ungewöhnliche Eigenschaften:
Sie bewegten sich entgegen der Luftströmung
fort und drangen durch eine Keramikplatte hindurch."
Gewitter stellen auch für den Flugverkehr eine
ernstzunehmende Gefahr dar. Blitze können so
den Kerosintank explodieren lassen, die Bordelektronik
ausfallen lassen oder die Piloten durch Blindheit
druch einen grellen Blitz ausser Gefecht setzen.
Flugzeuge meiden deshalb generell Gewitterzellen
und um- oder überfliegen sie lieber. Muß
ein FLugzeug aber bei Starts und Landungen durch
eine Zelle fliegen, so ist es schweren Turbulenzen
und starker Vereisung ausgesetzt. Auch das Meiden
des Gewitterherdes und stattdessen der Flug durch
den inaktiveren und abgeflachten Teil des Amboß
ist gefährlich, da in diesem, wie kürzlich
bekannt wurde, ebenfalls wie in der übrigen
Wolke ein positiv und negativ geladenes Feld existiert,
das die Voraussetzung für Blitze ist. So können
auch hier Blitze enstehen, die die hindurchfliegenden
Flugzeuge oft noch selbst auslösen, wenn sie
die Ladungsfelder durchkreuzen.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Ich denke, Gewitter sind extrem interssante Naturerscheinungen,
die noch lange Neues zu entdecken bieten. Mit guter
Wetterkenntnis und Vorsichtsmaßregeln ausgestattet,
spricht auch nichts dagegen, sie von einem sicheren
Ort aus zu beobachten und zu studieren. Gewitter
verkörpern gewissermaßen noch eine selten
gewordene Wildheit und Freiheit im unserer Zeit,
die alleine deshalb schon faszinierend ist. Gewitter
treten auf, wo es ihnen gefällt, dauern so
lange sie wollen, sind so laut oder gewalttätig,
wie es ihnen beliebt und kümmern sich nicht
um die "hochheilige" menschliche Ordnung.
Gewitter, genauso wie alle anderen Naturgewalten,
sind also die Variable "X" im Leben, die
immer wieder für oft spannende und beeindruckende
Shows sorgt.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Zum Abschluß noch eine Reise zu unseren Anfängen
zurück. In der Urzeit vor Milliarden Jahren
sollen Blitzeinschläge in die sogenannte Ursuppe
den Prozess der Bildung von Lebensmolekülen
aus dem leblosen Elementgemisch der Ursuppe durch
Elektrolyse eingeleitet haben. So verdanken möglicherweie
alle Lebewesen der Erde ihre Existenz den prähistorischen
Blitzen. Damit ist vielleicht die Vorstellung der
Aborigines von ihrem Blitzgott Namargon, der, wie
auch alle anderen Götter, nach ihrem Glauben
aus der Traumzeit, jener Zeit der Erschaffung aller
Dinge, kommt, nicht mehr so fremd, wie sie uns ohne
dieses Wissen wäre.
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
GÜNTHER MEIER, © Version 2.0 vom 28./29.
Dezember 2001
[Version 1.0 vom 10.-12. Dezember 1998] ---Verbreitung
erlaubt---
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------