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Gut,
hier möchte ich über verschiedene mir
bekannte Bergsättel (Pässe) im Bayerischen
Wald berichten. Zum einen ist diese Landschaftsform
sehr faszinierend, oft fast ein perfekter geometrischer
Übergang zwischen zwei Bergen einerseits und
zwei Tälern andererseits. Vielfach wurden Forstwege
und Straßen genauso angelegt, dass sie dort
ihren höchsten Punkt erreichen.
Weiterhin sehe ich solche Orte auch als Schlüsselpunkte
an, zum Beispiel als Übergang in ein anderes
Tal, wie die vielen Pässe im Vorderen Bayerischen
Wald von der Donauebene ins Regental. Oder hinten
am Grenzkamm, wo sie gleichzeitig Grenze zwischen
zwei Nationen und auch noch die Wasserscheide zwischen
Moldau und Donau darstellen. Wer als Wanderer oder
Mountainbiker einmal auf einem solchen Pass gestanden
ist, weiß, dass dort immer eine besondere
Stimmung oder auch ein mystisches Flair herrscht.
Meist sind sie der Endpunkt eines langen Anstieges
und der Ausgangspunkt einer rasanten Talfahrt und
nicht zu vergessen, oft herrliche Aussichtspunkte
weit in das andere Tal, in das der Weg hinabführt.
Und trotz motorisierter Fortbewegungsweise stellen
die Pässe auch immer wieder eine Herausforderung
für Mensch und Technik dar, man denke nur im
Winter.
Ich meine, dass diese Orte es verdienen einmal über
sie nachzudenken, an ihnen zu verweilen und sich
auf die Gefühle die einen dort erwarten einzulassen.
Unten
stehend ein Musterbeispiel eines Bergsattels, betrachtet
mit der topographischen Karte 1:25000, die für
Mountainbike-Expeditionsfreaks wie mich zur Handwerkszeug
gehört:
Die Karte stellt den Riegelsattel dar, ein idealtypischer
Sattel zwischen Breitenauriegel und Dreitannenriegel
oberhalb Deggendorfs gelegen. Der Forstweg quert
genau am Pass den Sattel, wo er zugleich seinen
höchsten Punkt erreicht. Deutlich sind auch
die 2 Taler beiderseits des Passes zu sehen, mit
ihren am Hang entspringenden Bächen. Eine braune
Höhenlinie entspricht hier 10m Höhendifferenz.
Der Scheitelpunkt liegt hier bei 1029m Höhe.
Höhenmetermässig sinnvoll ist hier auch
die Abzweigung eines zweiten Forstweges am Scheitelpunkt
realisiert worden. Der Wanderer oder auch Mountainbiker
braucht so nicht erst wieder abfahren und somit
an Energiestatus zu verlieren um beispielsweise
auf den Waldweg zum Landshuter Haus zu kommen, sondern
kann ohne erneuten Höhenverlust gleich noch
weiter aufsteigen.
Ihr werdet euch denken, was macht der für Haarspaltereien
hier, wer öfters mountainbikt wird jedoch verstehen,
das bei den Höhenmetern der Spass aufhört.
Wer sich im vertikalen Gelände effizient fortbewegen
will, braucht erstens Karten und zweitens einen
geschärften Blick hinsichtlich höhenverlustarmer
Routen zum Ziel.
Im Übrigen tragen Pässe auch zur Verursachung
oder der Einsparung von Emissionen durch den Straßenverkehr
bei. Wer vom Donau- ins Regental will, kann mehrere
Routen wählen, sinnvoll ist natürlich
diejenige, bei der der Pass möglichst niedrig
liegt.
Unten stehend ein verkehrsstrategisch wichtiger Pass ins Regental, die B11 führt über ihn, es ist der Sattel bei Hochbühl am Ende des Graflinger Tals. Sein Scheitel liegt knapp unter 600 Meter Höhe, die Anstiege sind von beiden Seiten nicht allzu steil. Ein höhenmässig also sehr günstiger Pass verglichen mit dem nächsten.
Hier also ein relativ hoher Sattel, die Rusel,
mit ihrem Absatz auf 855m Seehöhe. Zwar ist
die Verbindung nach Regen und Richtung Tschechien
geringfügig schneller, weil nicht das Dreitannenriegelmassiv
westlich umfahren werden muss (so wie bei der B11),
jedoch muss sämtliches Gewicht der Autos und
der Güter die hierherüber transportiert
werden, über 250 Höhenmeter weiter nach
oben gehoben werden als bei der Alternativroute
der B11. Zudem ist die Rusel beidseits sehr steil
und führt daher im Winter oft zu Problemen
mit der Bodenhaftung -:)).
Daher führt über fast jeden konkurrenzlos
niedrig gelegenen Sattel in einer Region zumindest
ein Fußweg oder eine Forststraße, wenn
nicht sogar überregionale Straßen hier
ihren Scheitel gefunden haben.
Published : 07.04.2001